Humanitärer Korridor?
Die Entwicklung der Börsenkurse für Getreide und Ölsaaten wird aktuell fast ausschließlich durch den Ukrainekrieg bestimmt. Dies ist sicher keine neue Erkenntnis, man fragt sich aber, weshalb das so ist. Bislang hat sich die globale Versorgungslage nicht wirklich verschlechtert, denn die Ukraine hat im laufenden Wirtschaftsjahr im Vergleich zum Vorjahr nicht weniger Getreide exportiert. Die Exportmengen vor dem Kriegsausbruch waren erheblich größer als im Vorjahreszeitraum. Was sich dramatisch geändert hat, ist der Preis. Die Preise für Getreide und Ölsaaten sind explodiert, weil die Sorge besteht, dass es zu Versorgungsengpässen kommen könnte. Diese Sorge ist sicherlich berechtigt, denn wenn es nicht gelingt das Getreide über den Seeweg aus der Ukraine zu exportieren, wird das zu einer globalen Nahrungsmittelkrise führen. Für die Versorgung der Welt würden dann nicht nur die Restmengen der Ernte 2021, sondern auch die Ernte 2022 fehlen. Der ukrainische Präsident rechnet dann mit ca. 75.000 t Getreide und Ölsaaten, die in der Ukraine verbleiben würden. Über den Landweg können nur verhältnismäßig geringe Mengen bewegt werden. Man kann nur hoffen, dass es gelingt den sogenannten humanitären Korridor durch das Schwarze Meer einzurichten. Die ersten Verhandlungen zwischen der Türkei und Russland sind angelaufen und prompt sind die Weizenkurse wieder gefallen. Der Verlauf der Börsenkurse spiegelt den Kriegsverlauf. Der jüngste Raketenangriff am Wochenende auf Kiew hat die Kurse hochgetrieben, die aktuellen Verhandlungen bewirken das Gegenteil. Die hohe Volatilität in den Märkten wir uns sicherlich noch bis zum Kriegsende begleiten. Der Tag wird kommen, es fragt sich nur wann?